Muskelkrämpfe: Formen, Ursachen, Behandlung & Vorbeugung

Sie treten ohne Vorwarnung auf und überraschen viele Menschen sogar im Schlaf: Muskelkrämpfe – insbesondere nächtliche Wadenkrämpfe – sind keine Seltenheit. Zwar sind vorwiegend Sportler davon betroffen, aber die schmerzhaften Verkrampfungen können jeden treffen. In unserem Ratgeber erfahren Sie mehr über Formen, Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Maßnahmen zur gezielten Vorbeugung.

Was sind Muskelkrämpfe?

Muskelkrämpfe sind plötzlich auftretende, kurze und meistens äußerst schmerzhafte Anspannungen einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen. Die Krämpfe gehen von den Nerven aus, die die Muskeln steuern. Die Nervenzellen fungieren dabei als Sprachrohr des Gehirns: Sie senden Signale zur An- und Entspannung der Muskeln aus.

Wenn diese Signale unkontrolliert erfolgen, ziehen sich die einzelnen Muskelfasern ruckartig zusammen. Durch den verstärkten Druck werden die Gefäße abgeklemmt und die betroffenen Muskeln infolgedessen mit zu wenig Sauerstoff versorgt. Dieser Vorgang wird daraufhin als typischer stechender Schmerz empfunden.

Ursachen von Muskelkrämpfen

Krämpfe haben keine einheitliche Ursache. Das Spektrum reicht der möglichen Auslöser reicht von übermäßigem Alkoholkonsum über Magnesiummangel bis zu Fehlstellungen der Beine. Je nach Ursache lassen sich die folgenden zwei Formen unterscheiden.

  • Paraphysiologische Krämpfe haben äußere Ursachen. Sie treten bei gesunden Menschen z. B. nach körperlicher Belastung oder während der Schwangerschaft auf. Zur Behandlung dieser Verkrampfungen können bereits regelmäßige Dehnübungen helfen.
  • Symptomatische Krämpfe sind die Folge von bestimmten Grunderkrankungen, wie z. B. einer Schilddrüsenunterfunktion oder Diabetes mellitus. Außerdem können symptomatische Krämpfe eine Nebenwirkung von Medikamenten sein.

Magnesiummangel

Eine häufige Ursache für die verkrampfte Muskulatur ist Magnesiummangel. Magnesium ist ein lebensnotwendiger Mineralstoff, der einen wichtigen Bestandteil des Elektrolythaushalts bildet. Sind dieses Mineral und sein Gegenspieler Kalzium im richtigen Verhältnis zueinander, so herrscht ein gesundes Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung der gesamten Muskulatur. Bei Magnesiummangel wird diese Balance gestört und die Folge können Krämpfe sein.

Nahrungsmittel gegen Muskelkrämpfe
Bananen, Nüsse und Hülsenfrüchte enthalten viel Magnesium und können Muskelkrämpfe vorbeugen.

Weil Magnesium nicht vom Körper selbst produziert wird, muss dieser wertvolle Stoff über die Nahrung oder spezielle Magnesiumpräparate zugeführt werden. Wenn dem Krampf also ein Magnesiummangel zugrunde liegt, sollten Sie auf eine magnesiumreiche Ernährung achten. Diese Nahrungsmittel enthalten besonders viel Magnesium:

  • Bananen
  • Brokkoli
  • Hülsenfrüchte
  • Kartoffeln
  • Naturreis
  • Nüsse
  • Sonnenblumenkerne
  • Vollkornbrot

Wie entstehen Muskelkrämpfe in der Schwangerschaft?

Während der Schwangerschaft sind Krämpfe in Oberschenkel, in der Wade oder in den Füßen nicht ungewöhnlich und deshalb kein Grund zur Sorge. Sie entstehen in dieser Phase aufgrund der ungewohnten Muskelbelastung durch die fortschreitende Gewichtszunahme des Kindes.

Eine weitere Ursache kann wieder der Magnesiummangel sein. Dieser wird meistens durch einen veränderten Hormonhaushalt bedingt. Um Krämpfen in dieser Lebensphase sinnvoll entgegenzusteuern, empfiehlt sich eine magnesiumreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung.

Krämpfe beim Sport

Wenn man nur selten Sport treibt, sind die Muskeln nicht an die jeweiligen Bewegungen gewöhnt. Schnell werden einzelne Muskeln oder ganze Muskelpartien überbeansprucht, was Krämpfe zur Folge hat. Außerdem kann eine sportbedingte Verkrampfung durch einen Wasser- oder Elektrolytverlust entstehen.

Zur Vorbeugung von Krämpfen während oder nach dem Sport bieten sich isotonische Getränke an, um den Nährstoffverlust, der durch das Schwitzen verursacht wird, auszugleichen. Es ist zudem empfehlenswert, sich vor jeder Sport- und Bewegungseinheit aufzuwärmen und danach zu dehnen.

Muskelkrämpfe Sport
Vermehrtes Schwitzen führt beim Sport häufig zu Muskelkrämpfen.

Krämpfe durch Schilddrüse und Co.

Verkrampfte Muskeln sind – neben weiteren Symptomen – typische Merkmale von bestimmten Grunderkrankungen. Sie können beispielsweise eine Auswirkung der nachfolgenden Krankheitsbilder sein:

  • Schilddrüsenerkrankungen: Die Nebenschilddrüse spielt eine bedeutende Rolle für den Elektrolythaushalt. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion wird zu wenig Parathormon produziert, was zum Absinken des Kalziumspiegels führt. Die Folge sind übererregbare Muskeln, die für Krämpfe anfällig sind.
  • Diabetes mellitus: Bei einer Diabeteserkrankung kommt es zu vermehrtem Wasserlassen. Dadurch werden wertvolle Mineralstoffe, wie etwa Magnesium ausgeschieden. Dieser erhöhte Magnesiumverlust führt dazu, dass Menschen, die von der „Zuckerkrankheit“ betroffen sind, häufig unter Krämpfen leiden.
  • Restless-Legs-Syndrom: Das Merkmal dieser Erkrankung ist – wie ihre englische Bezeichnung bereits vorwegnimmt – eine Ruhelosigkeit der Beine. Diese macht sich besonders im Ruhezustand durch unangenehmes Kribbeln und Ziehen der Beine bemerkbar.

Wo kann ein Krampf auftreten?

Der menschliche Körper besteht aus mehr als 600 Muskeln. Neben den Bändern, Gelenken, Knochen und Sehnen bilden sie wichtige Bestandteile des Bewegungsapparates. Ein Krampf beschränkt sich nicht nur auf ein Körperteil, sondern kann an vielen verschiedenen Stellen auftreten.

Muskelkrämpfe im Oberschenkel

Das plötzlich auftretende Zucken und Ziehen in der Oberschenkelmuskulatur ist meist die Folge von anstrengendem oder ungewohntem Training. So werden z. B. die Muskeln der Oberschenkelinnenseite vor allem beim Radfahren, Reiten und Inlineskaten beansprucht. Wenn diese Sportarten nicht regelmäßig ausgeübt werden, können Krämpfe entstehen.

Muskelkrämpfe im Rücken

Unliebsame Rückenschmerzen sind die Volkskrankheit Nummer Eins. Zusätzlich kann es im gesamten Bereich der Rückenmuskulatur zu schmerzhaften Krämpfen kommen. Ein plötzliches Zusammenziehen der Muskeln wird dabei häufig als Hexenschuss wahrgenommen – darunter fallen sämtliche Bewegungseinschränkungen im Rückenbereich (z. B. Bandscheibenvorfall, eingeklemmte Nerven).

Muskelkrämpfe in den Händen

Krämpfe in den Händen werden bei allen Tätigkeiten ausgelöst, die für die Hände ausgesprochen anstrengend sind. Darunter fallen beispielsweise Arbeiten, bei denen viel mit der Hand geschrieben, auf der Computertastatur getippt oder am Klavier gespielt wird. Krämpfe in den Händen können zudem vermehrt bei Stress und Kälte auftreten.

Muskelkrampf Hand
Auch in den Händen können Muskelkrämpfe auftreten.

Muskelkrämpfe in den Beinen: Wadenkrämpfe

Wadenkrämpfe sind wohl die häufigste Form der verkrampften Muskulatur. Sie können unter anderem auf die nachfolgenden Ursachen zurückgeführt werden:

  • Starke Muskelanspannung (z. B. beim Sport)
  • kaltes Wasser
  • Flüssigkeits- oder Elektrolytmangel
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Nebenwirkung von Medikamenten

Muskelkrämpfe am ganzen Körper

Wenn Krämpfe am ganzen Körper auftreten, spricht man von einem sogenannten generalisierten Krampfanfall. Darunter versteht man eine Phase, in der sich Muskelgruppen im gesamten Körper stark anspannen. Solche Anfälle sind meistens die Folge von Epilepsie und Gehirnhautentzündung oder können eine Entzugserscheinung bei Drogen- und Alkoholabhängigen sein.

Therapie: Was hilft gegen Muskelkrämpfe?

So verschieden die Ursachen für Verkrampfungen sind, so groß ist auch die Auswahl der Gegenmittel. In den meisten Fällen sind die Krämpfe vollkommen harmlos und lassen sich ganz einfach behandeln. Neben ausreichender Bewegung und Dehnung können die folgenden Mittel helfen.

Wärme bei Krämpfen

Während Kälte die Muskulatur verkrampfen lässt, hat Wärme den gegenteiligen Effekt. Wärme regt die Durchblutung an und wirkt daher entspannend. Es lohnt sich, z. B. ein Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche an der betroffenen Stelle aufzulegen. Genauso kann ein heißes Bad für Abhilfe bei einem Krampf sorgen.

Muskelkrämpfe nachts: Was tun?

Nächtliche Wadenkrämpfe zählen zu den häufigsten Formen von Krämpfen. Während die Wadenmuskulatur tagsüber bewegt und automatisch gedehnt wird, kommt der Krampf in der Nacht meist völlig unerwartet. Betroffene wachen zudem meistens erst dann auf, wenn sich der Muskel bereits verhärtet hat.

Muskelkrämpfe in den Beinen
Arnikasalbe kann helfen, nächtliche Wadenkrämpfe vorzubeugen.

Um den Wadenkrampf zu lösen, hilft eine einfache Dehnübung. Strecken Sie dazu das betroffene Bein aus und drücken Sie die Zehen mit der Hand in Richtung Schienbein. Mit der anderen Hand können Sie nun die verkrampfte Wade gut massieren. Oft verschwindet der Wadenkrampf so schnell, wie er gekommen ist. Außerdem können durchblutungsfördernde Salben auf Basis von Arnika für Abhilfe sorgen. Die gleiche Wirkung erzielen Sie auch mit Arnikagel.

Hausmittel gegen Krämpfe

Altbewährte Hausmittel können schnelle Hilfe leisten, indem sie Schmerzen lindern und Krämpfen gezielt vorbeugen. Wir stellen Ihnen ein paar sinnvolle Hausmittel vor, die Sie jederzeit ausprobieren können.

  • Mandeln enthalten viele wertvolle Mineralstoffe, die die Muskeln gesund halten. Es empfiehlt sich, jeden Tag 5 bis 10 Stück davon zu knabbern.
  • Apfelessig zeichnet sich durch einen hohen Kaliumgehalt aus und hält den Wasserhaushalt im Gleichgewicht. Trinken Sie dazu jeden Tag ein Glas Wasser, das Sie mit einem Teelöffel Apfelessig versetzen.
  • Senf regt die Muskeln an und sorgt dafür, dass sie gut durchblutet werden. Somit treten Krämpfe seltener auf und gehen schneller vorüber. Dazu müssen Sie nur ein wenig Senfmehl mit Wasser mischen und die Mixtur vorsichtig auf den schmerzhaften Muskel auftragen.
  • Bittersalz liefert sehr viel Magnesium und entspannt die Muskeln nachhaltig. Geben Sie hierfür zwei Tassen Bittersalz in das warme Badewasser. Rühren Sie solange um, bis das ganze Salz vollständig aufgelöst ist und genießen Sie für etwa 20 Minuten das warme Bad.

Krämpfe vorbeugen

Damit Krämpfe erst gar nicht entstehen können, gibt es ein paar einfache Vorbeugungstipps. Ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung ist dabei die wesentliche Voraussetzung für eine leistungsfähige Muskulatur.

  • Dehnungsübungen: Wenn Sie täglich nur wenige Minuten in Dehnungsübungen investieren, können Sie einer verhärteten Muskulatur bereits sehr gut vorbeugen. Sollten die Krämpfe vorwiegend nachts auftreten, macht es Sinn, die Muskulatur vor dem Zubettgehen ausgiebig zu dehnen.
  • Regelmäßige Bewegung: Bewegung ist generell sehr wichtig – vor allem bei Muskeln, die zu Krämpfen neigen. Wöchentliches Training in Kombination mit gezielten Dehnungsübungen schafft die besten Rahmenbedingungen für gesunde und gut durchblutete Muskeln.
  • Ausreichend trinken: Zu wenig Flüssigkeit führt nicht nur zu Krämpfen, sondern kann unter anderem auch Kreislaufprobleme hervorrufen. Trinken Sie deshalb jeden Tag mindestens zwei Liter. Wasser eignet sich am allerbesten, aber bestimmte Teesorten (z. B. Rosmarin, Lavendel, Pfefferminze) können ebenfalls helfen. Am besten trinken Sie zweimal täglich eine Tasse krampflösenden Tee.
  • Richtige Schlafposition: Als Rückenschläfer sorgen Sie für eine entspannte Muskulatur, wenn Sie ein eingeschlagenes Kissen oder eine Rolle unter Ihre Knie legen. Als Bauchschläfer hingegen sollten Sie darauf achten, dass Sie Ihre Füße nicht auf dem Fußrücken ablegen. Stattdessen ist es besser, wenn die Füße über das Bettende baumeln.

Muskelkrämpfe treten plötzlich auf und lösen in den meisten Fällen große Schmerzen aus. Mangelernährung, eine überbeanspruchte Muskulatur oder eine vorangehende Grunderkrankung können die Ursachen sein. Mit einer gesunden Ernährung, regelmäßiger Bewegung und altbewährten Hausmitteln kann verkrampften Muskeln jedoch normalerweise gut entgegengewirkt werden. So entspannt sich Ihre Muskulatur sicher bald wieder!


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