Gesund mit der ayurvedischen Hausapotheke
Ayurveda bietet eine Vielzahl an Kräutern und Gewürzen aus denen man sich eine Hausapotheke zusammenstellen kann. Der Vorteil ist, ayurvedische Kräuter und Gewürze helfen schnell und sanft. Ganz ohne Nebenwirkungen. Auch prophylaktisch ist die Einnahme spezieller Kräuter gut und kann so Infekten vorbeugen, Verdauung und Stoffwechsel regulieren, das Energieniveau steigern, das Nervensystem stärken, Hormone balancieren oder den Alterungsprozess verlangsamen.
In einem ayurvedischen Klassiker von Caraka Samhita heißt es:
„So wie die Hitze dem Feuer und das Flüssigsein dem Wasser, so ist der Ayurveda dem Menschen im Innersten zutiefst vertraut.“
Denn jeder Mensch trägt das Wissen um Ayurveda in sich und kann es eigenständig nutzen, wenn man die Grundregeln kennt und respektiert. Für eine erfolgreiche Behandlung sollte man aber einen ausgebildeten Ayurveda-Therapeuten konsultieren. Nur dieser kann eine Diagnose über die individuelle Konstitution und den aktuellen Gesundheitszustand erstellen. Anhand dieser lässt sich wiederum eine Anfälligkeit für verschiedene Krankheiten erkennen und darauf basierend eine maßgeschneiderte Hausapotheke zusammenstellen. Wenn es um die Erhaltung der Gesundheit geht oder um die Linderung kleiner Beschwerden, so kann sich jeder selbst helfen.
Im Ayurveda Fachhandel sind die meisten Kräuter und Gewürze in unterschiedlichen Formen erhältlich. Die Pulver werden dann in Wasser, Tee oder Milch eingerührt. Ihre Haltbarkeit ist relativ unbegrenzt. Das Aroma und einige Wirkstoffe der jeweiligen Kräuter und Gewürze nehmen aber mit der Zeit ab, weswegen es sich empfiehlt die Produkte spätestens alle zwei Jahre neu zu kaufen.
Inhaltsverzeichnis
Die drei Ayurveda Typen
Die drei Doshas (Vata, Pitta und Kapha) bestimmen die Qualitäten und die Ausdrucksformen von Körper und Geist.
Vata bedeutet „Wind“, bildet sich aus Luft und Äther und symbolisiert das Bewegungsprinzip in unserem Körper. Zu den wichtigsten Vata-Funktionen gehören die Bewegungen des Atmens, des Herzens und der Verdauung. Auch das Nervensystem, der Bewegungsapparat und die Immunität zählen zu den wichtigsten Aspekten.
Pitta bedeutet „Galle“, bildet sich aus dem Element Feuer mit einem kleinen Anteil Wasser und steht für das Umsetzungsprinzip auf der körperlichen und geistigen Ebene. Pitta ist für alle Stoffwechsel- und Verdauungsvorgänge sowie für die Intelligenz und die geistigen Fähigkeiten des Menschen verantwortlich.
Das dritte Dosha ist Kapha. Kapha bedeutet „Schleim“, steht für die Stabilität im Organismus und wird aus Wasser und Erde gebildet. Es schenkt dem Körper Ruhe, Ausdauer und Immunkraft.
Das ABC der Kräuter und Gewürze
Alle ayurvedischen Kräuter und Gewürze werden nach fünf verschiedenen Punkten klassifiziert.
Der Geschmack (Rasa) wird in sechs Geschmacksrichtungen unterschieden: Hierzu gehören süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb. Jeder Geschmack vertritt zwei der fünf Naturelemente.
Die Eigenschaften (Guna) werden in zehn Gegensatzpaaren dargestellt. Die wichtigsten sind heiß-kalt, trocken-feucht, leicht-schwer und träge-spitz. Der Sinn dahinter ist, dass durch den gezielten Einsatz einer Eigenschaft, eine entgegengesetzte Eigenschaft ausgeglichen wird. Ein bekanntes Beispiel ist die trocken-heiße Wirkung von Ingwerpulver bei schleimigen Erkältungen.
Die Verdauung (Vipaka) besagt laut Ayurveda, dass sich der Geschmack nach der Verdauung im Magen-Darm-Trakt und vor der Aufnahme in die Blutbahn verändert. Süß-salzig wird süß, sauer bleibt sauer, scharf, bitter und herb wird sauer. Für manche Gewürze und Früchte gibt es aber Ausnahmen.
Die Thermische Kraft (Virya) beschreibt das Temperaturverhalten der Kräuter und Gewürze. Erhitzende Gewürze öffnen Körperkanäle, regen die Zirkulation an und stimulieren die Verdauung und den Stoffwechsel. Kühlende Kräuter hingegen, ziehen sich zusammen und verlangsamen die Prozesse.
Der Dosha-Bezug und die Wirkung (Karma) steht für die Wirkung auf Vata, Pitta und Kapha und ihre Einsatzmöglichkeiten bei Beschwerden.
Ein Auszug der wichtigsten Hausmittel
Ajwain, der Königskümmel für den freien Bauch
Der Geschmack von Königskümmel wird als bitter & scharf beschrieben. Die Thermik ist erhitzend und es wirkt Vata und Kapha reduzierend.
Königskümmel hilft dabei, schwere Nahrung leichter zu verdauen und lindert Blähungen, Krämpfe und Völlegefühl. Bei Frauen können auch Unterleibsbeschwerden vor oder während der Menstruation gelindert werden. Im Handel gibt es entweder die ganzen Samen oder das gemahlene Pulver.
Anwendung und Einnahme: Die getrockneten Samen in einem Mörser zerstoßen und einen halben Teelöffel mit etwas Ghee und Olivenöl verrühren. Diese Mischung sollte man dann 1 – 3x kurz vor den Mahlzeiten einnehmen und dann direkt heißes Wasser oder Ingwertee trinken.
Amalaki, die indische Stachelbeere
Der Geschmack der Stachelbeere ist alles außer salzig. Die Thermik ist kühlend und reduzierend auf Vata, Lotta und Kapha.
Amalaki gilt als Verjüngungsmittel. Die Frucht unterstützt das Immunsystem, reduziert im Magen übermäßige Säure, stärkt die Augen und gilt als Tonikum für Haut, Haare und Nägel.
Im Handel bekommt man das Fruchtpulver, Presslinge des Extrakts, Gärgetränke und ein Fruchtmus mit zahlreichen anderen Kräutern.
Anwendung und Einnahme: 1 Teelöffel des Pulvers mit warmen Wasser verrühren und dieses morgens oder abends getrennt von den Mahlzeiten trinken. Zur Unterstützung des Magens, einen halben Teelöffel nach den Mahlzeiten mit Wasser einnehmen.
Kurkuma, die Gelbwurz als Entzündungshemmer
Das Wundermittel Kurkuma ist bitter und scharf und wirkt erhitzend. Im Dosha-Bezug wirkt es auf Vata, Pitta und Kapha reduzierend.
Über 1.000 wissenschaftliche Studien gibt es zu Kurkuma. Es schützt die Leber, stärkt das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend. Ein gutes Hausmittel bei Wunden, Hautreaktionen und Insekten des Magen-Darm-Traktes.
Anwendung: Kurkuma kann man präventiv in die tägliche Ernährung einbauen. Bei akuten Infekten sollte man 3x täglich einen halben Teelöffel Kurkuma mit einer Messerspitze Pfeffer in warmes Wasser einrühren und trinken. Wenn der Geschmack zu intensiv ist, können auch 3x täglich 2 – 3 Presslinge eingenommen werden.
Für die äußerliche Anwendung kann man Kurkuma mit Aloe Vera oder Honig verrühren und auf Wunden und Ausschläge auftragen. Vorsicht! Kurkuma färbt sehr stark, deshalb sollte die betroffene Stelle bandagiert werden.
Ashwagandha, der indische Ginseng
Im Geschmack ist Ashwagandha bitter, süß und scharf und die Thermik ist erhitzend. Dafür wirkt es Vata und Kapha reduzierend.
Ashwagandha zählt zu den bedeutendsten Pflanzen der Ayurvedamedizin. Die Wurzel gilt als Aufbaumittel für die Muskulatur und als Aphrodisiakum für eine gesunde Sexualität. Außerdem stärkt sie das Nervensystem, lindert Atemnot, fördert den Schlaf und die Regeneration. Im Handel ist es als Pulver und als Pressling erhältlich.
Anwendung und Einnahme: 1 Teelöffel Pulver in 250ml Milch aufkochen und eine Messerspitze Pfeffer hinzugeben. Diese Mischung sollte man dann warm am späten Nachmittag oder Abend trinken.
Flohsamenschalen, für die Darmgesundheit
Die Samen schmecken süßlich, wirken kohlend und reduzieren Vata und Pitta.
Flohsamen gelten als Duellsubstanz, da sie in Verbindung mit Wasser aufquellen. Das hilft im Darm einen höheren Dehnungsreiz zu erzeugen und damit den Stuhlgang zu fördern oder zu viel Wasser bei Durchfall zu binden. Die Schleimstoffe pflegen zusätzlich die Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt.
Flohsamen können ganz normal in der Drogerie oder Apotheke erworben werden. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass diese möglichst geschrotet sind, da sonst Blähungen entstehen können.
Anwendung und Einnahme: 1 – 2 Teelöffel sollten mit 300ml Wasser schnell getrunken werden, damit die Samen in tiefere Darmabschnitt gelangen und dort aufquellen können. Wenn der Stuhl gebunden werden soll, darf die Wassermenge nur 150ml betragen. Flohsamenschalen können aber auch Bestandteil des morgendlichen Müsli sein.
Brahmi, das Nabelkraut für den gesunden Geist
Bitter und Herb schmeckt das Nabelkraut und wirkt in der Thermik erhitzend und somit auch Vata und Kapha reduzierend. Brahmi gilt in Indien als heilig und wird verehrt wie keine zweite Pflanze. Es wird als Nerventonikum zur Steigerung der Aufnahme und Konzentration eingesetzt.
Anwendung und Einnahme: Täglich 1 Teelöffel Pulver in heißes Wasser oder Milch einrühren und einen halben Teelöffel Ghee hinzufügen.
Mit dem Wissen der ayurvedischen Heilkunst können viele gesundheitliche Probleme gelöst oder zumindest gelindert werden. Eine Auswahl der wichtigsten Hausmittel zur Eigenanwendung und Vorbeugung haben wir Ihnen hier aufgezählt. Sollten die Beschwerden allerdings langanhaltend sein, sollten Sie unbedingt zusätzlich einen Arzt konsultieren.